Sprachstandserhebungen

Sprachstandserhebungen bei 4,5-jährigen Kindern waren in diesem Schuljahr in aller Munde. Der BLLV Oberbayern fordert Nachbesserungen. Nicht nur wegen der überbordenden Bürokratie, die damit verbunden war. Diese Hau-Ruck-Aktion hatte Folgen, die die Beteiligten vor Ort ausbaden mussten.
Klar ist: Sprachförderung ist essenziell für Bildungserfolg. Sprachstandserhebungen sollten aber auch kindgerecht, differenziert und praxistauglich gestaltet sein. Abläufe müssen vereinfacht und digitalisiert werden – auch beim Datenschutz. Für den erheblichen Mehraufwand müssen Stellen und flächendeckend Anrechnungsstunden für Testpersonen und Schulleitungen geschaffen werden. Verwaltungsangestellte benötigen zusätzliche zeitliche Ressourcen.
Die individuelle Entwicklung des Kindes steht im Mittelpunkt – nicht die schnelle Erfassung eines Defizits. Wir brauchen eine passgenaue Förderung für alle Kinder mit Sprachförderbedarf. Dazu braucht es nicht nur kleine Gruppen im Vorkurs und professionell ausgebildetes Personal. Viele Fragen sind noch offen.
Bleibt zu hoffen, dass das Kultusministerium nun gründlich nachbessert und schnellstmöglich Informationen liefert, auf die alle Grundschulen und Schulämter derzeit dringend warten.
20 Forderungen zu den Sprachstandserhebungen
- Alles muss ehrlich auf den Prüfstand. Das Verfahren ist in der aktuellen Form nicht tragbar. Daher ist eine fundierte Evaluation unerlässlich.
- Sprachstandserhebungen müssen kindgerecht, differenziert, praxistauglich und bürokratiearm gestaltet werden.
- In Zeiten des Lehrkräftemangels sollte der Dienstherr die Fürsorgepflicht ernst nehmen und mit zeitlichen und personellen Ressourcen, die ohnehin zu knapp sind, adäquat umgehen.
- Überbordende Bürokratie muss abgebaut werden. Ein neues Gesetz bedeutet ein gewisses Maß an Bürokratie, das lässt sich bei einer Verpflichtung nicht in Gänze vermeiden und ist bis zu einem bestimmten Maß auch nachvollziehbar. Doch der immense Aufwand ist vor allem für die Grundschulen nicht hinnehmbar.
- Wenn eine neue Aufgabe hinzukommt, muss eine andere wegfallen. Immer noch mehr Aufgaben überlasten das System.
- Für den erheblichen Mehraufwand müssen mehr Stellen und flächendeckend Anrechnungsstunden für Testpersonen und Schulleitungen geschaffen werden. Verwaltungsangestellte an Grundschulen benötigen zusätzliche zeitliche Ressourcen.
- Abläufe müssen dringend vereinfacht und digitalisiert werden.
- Formulare sollten verständlicher für Eltern formuliert werden.
- Anpassungen im Datenschutz sind dringend erforderlich. Der Austausch mit der Kita muss rechtlich erlaubt sein. Ebenso sind verpflichtende Angaben zu Telefonnummern und E-Mail-Adressen sowie zum Sorgerecht der Erziehungsberechtigten erforderlich.
- Die Abgabe des Formulars über die Bestätigung der ausreichenden Sprachkenntnisse an der Grundschule muss verpflichtend sein.
- Es ist nicht hinnehmbar, dass wiederholt die Begründung angeführt wird, es ginge nicht anders und Grundschulen den erheblichen Verwaltungsaufwand dann vor Ort selbst stemmen müssen. In diesen Fällen müssen gesetzliche Grundlagen geschaffen werden, die die Abwicklung erleichtern.
- Die Tests sollten auch in der gewohnten Umgebung des Kindes in der Kita kindgerecht durchgeführt werden können.
- Anpassungen im BASIS-Test sind nötig. Erfahrungen der Testpersonen sollten eingebracht werden. Ergebnisse über SISMIK und SELDAK in den Kitas weisen bayernweit signifikante Unterschiede zu BASIS auf. Kinder, bei denen die Kita einen Sprachförderbedarf festgestellt haben, müssen ebenso die Möglichkeit bekommen, am schulischen Teil des Vorkurses teilzunehmen. „Unser Anspruch muss sein, allen Kindern in Bayern die bestmöglichen Startchancen zu Beginn ihrer Schullaufbahn zu ermöglichen“, betont unsere Ministerin Anna Stolz. Dies sollte auch umgesetzt werden.
- Der Mangel an Kita-Plätzen muss abgebaut werden.
- Wir fordern eine hohe Qualität der Vorkurse mit bestmöglich ausgebildetem Personal, um die Qualität sicher zu stellen.
- Die individuelle Entwicklung jedes Kindes steht im Mittelpunkt. Wir brauchen eine passgenaue Förderung der Kinder mit Sprachförderbedarf. Es wird der Eindruck erweckt, dass der verpflichtende Besuch der Kita und ein Vorkurs ausreichen, um Kinder sprachlich so zu fördern, dass sie nach einem Jahr dem Grundschulunterricht adäquat folgen können. Viele Kinder brauchen mehr.
- Gruppengrößen im Vorkurs sind entscheidend. Wir fordern kleine Gruppen für beste individuelle Förderung. 12 Kinder in einem Kurs sind nicht hinnehmbar.
- Immer mehr kommt nun die Frage des Transports der Kinder auf. Wie kommen die Kinder zum Vorkurs, wenn er nicht in der eigenen Kita stattfinden kann? Eltern können z.B. aus beruflichen Gründen oft nicht gewährleisten, für den Hin- und Rücktransport ihres Kindes zu sorgen. Auch die Idee, dass Eltern sich zusammenschließen, um den Transport gemeinsam zu organisieren, ist in vielen Fällen realitätsfern und nicht umsetzbar. Hier braucht es zeitnah praxistaugliche Lösungen. Schulen und Kitas warten auf entsprechende Informationen.
- Mit einem verpflichtenden letzten Kita-Jahr erreichen wir auch die ca. 7,5 % der Kinder in Bayern, die derzeit keine Kita besuchen.
- Wir brauchen zukünftig eine Wirksamkeitsmessung, sonst macht ein neues Gesetz keinen Sinn.