BLLV erinnerte auf dem Traunsteiner Waldfriedhof an den 200. Geburtstag von Max Koppenstätter

Bedeutender Vorkämpfer für die Lehrerrechte

„Wir gedenken hier eines Großen unter uns.“ Mit diesen Worten und einem Gedenkkranz ehrten führende Vertreter des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnen-Verbandes auf dem Traunsteiner Waldfriedhof das Andenken an Max Koppenstätter.

Der vor 200 Jahren in Lenggries Geborene war im 19. Jahrhundert einer der wichtigsten Vorkämpfer für die Rechte der Lehrer und von 1874 bis zu seinem Tod 1889 in Traunstein Vorsitzender des Bayerischen Volksschullehrer-Vereins (BLV). Die Vereinigung wurde 1861 gegründet.

Alexander Fietz, BLLV-Kreisvorsitzender und Rektor der Ludwig-Thoma-Grundschule in Traunstein, sprach zur Begrüßung vor dem Marmorobelisken von einem „historischen Moment“. BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann, die eigens aus München angereist war, erinnerte in ihrer Laudatio an die großen Widerstände, die Koppenstätter als einer der prominentesten ihrer neun Vorgänger an der Spitze des Verbands zu überwinden hatte.

Bereits mit elf Jahren war der Lehrersohn Koppenstätter Vollwaise, wie Fleischmann erzählte, und musste unter anderem als Musiker für sein eigenes Auskommen sorgen. Mit 16 Jahren trat er ins Schullehrerseminar in Freising ein und begann ab 1839 seine Laufbahn als Hauslehrer und Schulgehilfe.  Wegen der Teilnahme an einer liberalen Lehrerversammlung 1848 und seines politischen Engagements wurde er zum Hilfslehrer degradiert. Erst 1874 wurde er rehabilitiert und erhielt eine Lehrerstelle in Geisenfeld bei Pfaffenhofen a.d. Ilm, wo er bis 1889 tätig war.

Wie Fleischmann erläuterte, erwarb sich Koppenstätter vor allem in seinem Kampf für den Ausbau der Lehrerunterstützungsvereine große Verdienste. Die Selbsthilfeeinrichtung kümmerte sich um Lehrerwitwen und -waisen sowie dienstuntaugliche und kranke Lehrer in sehr prekären Lebenssituationen. Immer wieder musste der Vorkämpfer für die Lehrerrechte und die Überkonfessionalität des BLV auch „heftige Anfeindungen vor allem aus den Reihen der katholischen Kirche hinnehmen“, erklärte die BLLV-Präsidentin. Er setzte sich für die „Selbständigkeit der Schule im staatlichen Organismus“ ein, für ein „freisinniges Schulgesetz“ sowie ausreichende Besoldung und eine dem „Stande der heutigen Pädagogik entsprechende Bildung“, wie er es in einer BLV-Rede 1878 in Passau formuliert hat.

Nachdem er 1868 innerhalb von vier Tagen krankheitsbedingt eine Tochter, einen Sohn und seine Frau verloren hatte, erkrankte er mit 68 Jahren selbst an schweren Atembeschwerden. Der Ratschlag des Arztes, sich in der gesunden Gebirgsluft bei seiner Tochter in Traunstein zu erholen, kam zu spät: Kurz nach seiner Ankunft dort erlag er am 23. Mai 1889 schweren Erstickungsanfällen.  Im Jahr darauf wurde seiner Persönlichkeit mit einem feierlichen Begräbnis vor dem vom BLV gestifteten Grabmal aus Marmor gedacht.

Gerd Nitschke, BLLV-Vizepräsident und 1. Vorsitzender des BLLV-Verbands Oberbayern, hatte als Geschenk einen Urkundenabdruck der dreitägigen Versammlung oberbayerischer Schullehrer 1848 in München dabei. Deren Besuch hatte Koppenstätter eine schulaufsichtliche Visitation mit Degradierung eingebracht.

Alexander Fietz hob in seiner Ansprache hervor, mit einem Zuwachs um 30 Prozent auf 12.000 Mitglieder habe Koppenstätter eines seiner Kernanliegen wirkungsvoll umgesetzt: die Einheit der Lehrer in Bayern und den Ausbau des BLV. Sein pädagogischer Blick auf den Vorrang der Persönlichkeitsbildung vor äußerlichen Lehrmethoden weise ihn als „Vorreiter der Hattie-Studie“ aus. Mit einer „Kampfansage an die geistliche Schulaufsicht“ durch die Kirche und die Aufnahme von Lehrerinnen ab 1878 im BLV habe er sich weitere Verdienste erworben. Durch die Einführung einer Lotterie habe er auch die Bayerische Lehrerwaisenstiftung finanziell bessergestellt.

Mit Stolz blicke man zum 200. Geburtstag Koppenstätters auf die Ehre zurück, „dass ein großer Vertreter der Lehrerschaft Bayerns in Traunstein begraben liegt“. Mit über 66.000 Mitgliedern ist der BLLV der größte Bildungsverband in Bayern.