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BLLV Oberbayern trifft Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt

„Ich bin für alles aufgeschlossen, was Innovation bringt“

Jeder runde Tisch des BLLV Oberbayern mit der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt ist erfrischend, bereichernd und hochintensiv.

Vorsitzender Gerd Nitschke sprach mit Präsidentin Prof. Dr. Gabriele Gien und der Leiterin des Lehrerbildungszentrums Dr. Petra Hiebl sowie dem Leiter des Praktikumsamts Prof. Dr. Stefan Seitz. Von Seiten des BLLV waren der Vorsitzende der Studierendengruppe Eichstätt Leo Elsner, die Leiterin der Abteilung Recht Marion Ostermeier und die Kreisvorsitzende aus Ingolstadt Karin Leibl dabei. Themen gab es viele…

Förderung der KUEI durch das Bistum Eichstätt

In den Medien wurde ja berichtet, dass das Bistum Eichstätt finanzielle Schwierigkeiten hat und das auch die Förderung der KUEI in Frage stellte. Tatsächlich musste überlegt werden, ob es die „kleine“ KUEI mit der Lehrerbildung braucht in Bayern oder das die anderen Universitäten mit auffangen könnten. Aber es gab ein klares Bekenntnis von Seiten des Freistaats zur KUEI und dem dortigen Lehrerbildungszentrum LBZ. Nun gibt es einen Fünfjahresplan mit Mischförderung: Einen Teil übernimmt der Freistaat Bayern, ein Teil wird in Eigenleistung beigesteuert. Die Frage ist nun, wie die Zukunft aussieht, wie es nach Ablauf der 5 Jahre weiter geht…

Die Bewertungen der KUEI in Bezug auf die Lehrerbildung sind auch im Vergleich mit anderen Universitäten immer gut. Das größte Argument ist die enge Betreuung der Studierenden. Also macht es nur Sinn die Lehrerbildung an der KUEI zu erhalten – und auch dem BLLV Oberbayern ist daran gelegen „seine“ Uni nicht zu verlieren.

Schwierig ist es auch wissenschaftlichen Nachwuchs zu gewinnen. Die Kräfte, die sich bewerben, müssen zum Einen eine Professur haben plus mindestens drei Jahre Erfahrung in der Schule. Eines von beiden fehlt oft. Außerdem ist natürlich der Wunsch auch, dass die neuen Kräfte sich länger zur KUEI bekennen und sie mitprägen…

Dafür ist ein langes Desiderat der Präsidentin jetzt erfüllt: Die empirische Bildungsforschung ist in Eichstätt mit Professor Dr. Julia Dietrich endlich besetzt!

Reform der Lehrkräftebildung

Alle warten gespannt auf die Ergebnisse der von Ministerpräsident Söder ins Leben gerufenen Lehrerbildungskommission. Viele Wünsche richten sich da an Neues, an Möglichkeiten, an Vernetzung.

Ein großes Problem stellt für die Universität das Staatsexamen dar. Übrigens auch für die Studierenden im BLLV, die ja mit StExit eine große Kampagne starteten. Wenn eines der Ergebnisse der Lehrerbildungskommission der Master statt des Staatsexamens wäre, wäre allen sehr geholfen, so die Lehrerbildner. Während die BA/MA-Studiengänge in Modulen testen, testet das Staatsexamen über die gesamte Studiendauer. Entsprechend groß ist die Diskrepanz zwischen den Ergebnissen.

Die Frage nach den Studienabbrechern im Lehramt ist wichtig. Bayernweit stehen 47.000 Anfänger 34.000 Absolventen gegenüber. An der KUEI sind die Zahlen weniger dramatisch. Man erklärt sich das mit der frühzeitigen Beratung. Dadurch wird ggf. das Lehramt gewechselt, aber es gibt wenige Abbrecher. Mehr als bei anderen Studiengängen sind Eltern bei den Lehrämtlern dahinter, dass die jungen Leute Lehramt studieren: Von den Eltern wird die Beamtenstelle als erstrebenswert empfunden. Die Studierenden stellen dann aber oftmals nach ein/zwei Semestern fest, dass Lehrerin/Lehrer nicht das ist, was ihnen liegt. Zugleich wollen die jungen Leute nicht zwangsläufig verbeamtet werden, auch nicht heimatnah eingesetzt werden. Sie wollen flexibel sein, wünschen sich eine gute Work-Life-Balance und auch immer mal wieder die Möglichkeit eines sogenannten Sabbatjahres. Und gelegentlich ist es auch der Praxisschock, wenn sie als Substitutionslehrkraft arbeiten, der sie von der Fortsetzung des Lehramtsstudiums abhält.

Leider ist die Lehrerbildung immer noch Flickschusterei: Zum Bestehenden werden einzelne Flicken (Inklusion, Integration, KI) noch hinzugefügt – bis das Ergebnis der Lehrerbildungskommission da ist, in das alle Beteiligten große Hoffnung setzen.

Petra Hiebl bot an in Eichstätt mit einem Versuch zu dienen, wenn die Lehrerbildungskommission nicht gleich mit einer großen Reform starten will, sondern mit einzelnen Versuchen.

Es müssen die Kompetenzen gestärkt werden, die die KI nicht ersetzen kann

Die Schweiz hat KI an der Uni verboten – das empfanden die Lehrerbildner jedoch nicht als zielführend. Es gab und gibt viele Didaktiktage zu der Thematik und einen Leitfaden für Lehrende an der KUEI zum Umgang mit KI auch in Prüfungssituationen.

KI in der Uni trifft massiv. Man kann jedoch nicht mit Verboten arbeiten, sondern es müssen die Kompetenzen gestärkt werden, bei Studierenden wie bei Kindern, die die KI nicht ersetzen kann. Auch in diesem Zusammenhang müsse man die (Lehrkräfte)Bildung neu denken, so Gien.

Was eine neue Prüfungskultur an der Universität anbelangt, so können Universitäten verschiedenste Prüfungsformen anbieten, es gibt jedoch Einschränkungen bei der Bewertung von Einzel- und Gruppenleistungen. Die Frage ist wie in der Schule: Gehen wir von Kompetenzförderung oder Defizitsuche aus?

In Eichstätt gibt es auch verschiedene Lernformate. Gerade mit dem Umbau derzeit kann man weg vom Hörsaal hin zu anderen Sitz- und damit Arbeitsformen gehen. Das habe auch etwas mit Demokratiebildung zu tun, so Hiebl: Studierende treten in Gruppen anders auf, wenn sie gelernt haben, dass das, was sie sagen, etwas zählt. Hier wie bei der Ankündigung der geplanten Unitour von Simone Fleischmann meinte Frau Gien: „Ich bin für alles aufgeschlossen, was Innovation bringt.“

Abschlussfrage: Geht Ihnen die Arbeit in der Schule ab?

Gerd Nitschke fragte am Schluss des Gesprächs charmant, ob denn den Lehrerbildnern die Schule abgehe. Die Antworten waren durchwegs ja – wenn auch sie Sorge existiert, ob man den heutigen Herausforderungen noch gerecht werden könne. Während dem einen die Kinder fehlen, vermisst der andere die Heimat des Lehrerzimmers. Gerd Nitschke fehlt die Arbeit als Klassenleiter. Übrigens hat sich Leo Elsner eben wegen des Klassenleiterprinzips für das Studium Mittelschullehramt entschieden. Und die Unipräsidentin schmuggelte sich wieder in die Schule hinein, indem einer ihrer Hunde ein ausgebildeter Schulhund ist und ein Mal in der Woche in der Schule arbeitet – und dazu natürlich Begleitung braucht.

Karin Leibl